Hörspiel nach Max Frisch

Montauk (1/2)

Ein Strand ist zu sehen, mit Felsen, Sand und bewölktem Himmel. Ein Mann von hinten geht in Richtung Wasser.
Erinnerungen drängen sich bei einem Strandspaziergang immer wieder in den Vordergrund. © EyeEm / Svante Berg
Bearbeitung und Regie: Leonhard Koppelmann · 04.04.2021
"Montauk" ist Max Frischs Abrechnung mit sich selbst und sein persönlichstes Buch, auf der Schwelle zwischen Autobiografie und Fiktion. Ein melancholisches Hörspiel über die Liebe, über Literatur und das Leben selbst.
Während einer Lesereise lernt Max Frisch in New York die halb so alte Verlagsangestellte Lynn kennen. Sie verbringen ein Wochenende im Mai 1974 in Montauk, an der Nordspitze von Long Island. Doch ist ihnen beiden von Anfang an klar, dass er am darauf folgenden Dienstag zurück nach Europa fliegen wird, um dort seinen 63. Geburtstag zu feiern. Für die Zeit nach dem Abschied vereinbaren sie, sich weder anzurufen noch zu schreiben, allenfalls eine Ansichtskarte zum Jahrestag ihrer Begegnung soll erlaubt sein.
"Dies ist ein aufrichtiges Buch, Leser [...]. Ich habe es dem persönlichen Gebrauch meiner Freunde und Angehörigen gewidmet, auf dass sie, wenn sie mich verloren haben, einige Züge meiner Lebensart und meiner Gemütsverfassung wiederfinden." (Montaigne, am ersten März 1580) Schon durch dieses Zitat, das Max Frisch seiner Erzählung "Montauk" voranstellt, erklärt der Schriftsteller seine Absicht, dieses Wochenende "aufrichtig" in Worte fassen und beschreiben zu wollen, "ohne etwas dabei zu erfinden". Doch seine Vergangenheit und die damit verbundenen Erfahrungen und Erinnerungen drängen sich immer wieder in den Vordergrund. So muss er während eines einsamen Strandspaziergangs – seine Geliebte Lynn hat er schlafend in der Pension zurückgelassen – unwillkürlich wieder an einen Strandspaziergang vor 16 Jahren denken: Damals lag die junge Ingeborg Bachmann schlafend in seinem Zimmer.

Sondertermin Ostersonntag
Montauk (1/2)
Nach dem Roman von Max Frisch
Bearbeitung und Regie: Leonhard Koppelmann
Mit: Ueli Jäggi, Monica Gillette, Thomas Sarbacher, Susanne-Marie Wrage, Rudolf Kaspar, Päivi Stalder, Geri Dillier, Britta Spichiger, Fritz Zaugg, Elisabeth Schnell, Anina Barandun, Isabel Schaerer, Reto Ott
Komposition: Paul Friedrich Frick
Ton und Technik: Mirjam Emmenegger, Ueli Karlen
Produktion: SWR/DRS 2011
Länge: 74'28
Den zweiten Teil hören Sie hier.

Max Frisch (1911–1991), geboren in Zürich, arbeitete nach seinem Studium der Germanistik, Romanistik, Kunstgeschichte und Philosophie zunächst als Journalist, nach einem Zweitstudium als Architekt. Ab 1955 freier Schriftsteller. Zu seinem international erfolgreichen Werk zählen u.a. die Theaterstücke "Nun singen sie wieder" (1945), "Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie" (1953) und "Andorra" (1962), sowie die Romane "Stiller" (1954), "Homo Faber" (1957) und "Mein Name sei Gantenbein" (1964). Frisch wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Georg-Büchner-Preis (1958), dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1976) und dem Heinrich-Heine-Preis (1989). Seine Erzählung "Montauk" erschien 1975. Max Frisch, zeitlebens oft auf Reisen, lebte viele Jahre im Ausland und starb in Zürich.