Bayern 2

radioWissen am Nachmittag Franz Grillparzer und das Biedermeier

Illustration einer Familie beim Essen in einem im Biedermeier Stil eingerichteten Haus. | Bild: picture-alliance/Fine Art Images/Heritage Images

Dienstag, 08.02.2022
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Franz Grillparzer
Der österreichische Nationaldichter

Biedermeier
Rückzug ins Private

Das Kalenderblatt
08.02.1960
Erster Spatenstich am Walk of Fame
Von Anja Mösing

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Franz Grillparzer - der österreichische Nationaldichter
Autorin: Justina Schreiber / Regie: Irene Schuck
Die Ehrungen kamen spät, wenn nicht zu spät. Sie machten die Kränkungen nicht ungeschehen, die Franz Grillparzer (1791-1872) hatte einstecken müssen. Der studierte Jurist, den der k. k. Hof erst als niedrigen Angestellten, dann als Archivdirektor förmlich versauern ließ, fühlte sich "als Mensch unverstanden, als Beamter übersehen“ und „als Poet höchstens geduldet“. Dabei verlief seine Karriere als Theaterautor zunächst durchaus grandios. Seine Stücke, für die er in klassizistischer Manier vor allem antike Stoffe adaptierte, wirkten wegen der psychologisch verfeinerten Charakterdarstellungen modern und volksnah zugleich. Aber die Zensur und andere Schikanen der restaurativen Politik des Biedermeier machten dem Dichter zu schaffen. Als dann sein Lustspiel „Weh‘ dem, der lügt“ 1838 im Wiener Burgtheater komplett durchfiel, zog sich der Junggeselle aus dem öffentlichen Leben zurück. Grillparzer schrieb von nun an für die Schublade. Weil das Land, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, identitätsstiftende „eigene“, nicht-deutsche Helden brauchte, jubelte man ihn posthum zum österreichischen Nationaldichter hoch.
Erstsendung BR: 2017

Biedermeier - Rückzug ins Private
Autorin: Carola Zinner / Regie: Eva Demmelhuber
„Eines ist nur Glück hienieden / Eins: des Innern stiller Frieden.“. So fasst der Dichter Franz Grillparzer in einem seiner Bühnenstücke den Wertekanon des Biedermeier knapp zusammen. Glück, das sei der „stille Frieden“ - und der sei eben nur im Kleinen zu finden. In Hausmusik und Leseabenden, beim Spaziergang oder der Gartenarbeit. Auslöser dafür sind die politischen Rahmenbedingungen dieser Epoche, die auf die Zeit des siegreichen Kampfes gegen Napoleon folgt. Damals war dem deutschen Bürgertum größere politische Mitwirkung in Aussicht gestellt worden. Doch nun stemmt sich die Obrigkeit, allen voran der österreichische Staatskanzler Metternich, mit aller Macht gegen liberale, nationale und demokratische Bestrebungen. Das Volk reagiert darauf mit dem Rückzug ins Private. Und schenkt nun den kleinen, feinen Details besonderes Augenmerk: der natürlichen Schönheit des Holzes, aus dem jetzt die Möbel in betont schlichter Eleganz gefertigt werden, alten Münzen, Versteinerungen, kulturellen Artefakten aus der Vergangenheit. All das wird gesammelt, und was sich zwischen zwei Seiten aufbewahren lässt, kommt ins Album. Das Schöne und Einzigartige der Welt, das angesichts der beginnenden Industrialisierung schon bald verschwunden sein wird, soll zumindest als Erinnerung den Nachkommen überliefert werden. Auf diese Art wird der Begriff „Biedermeier“, mit dem nach dem Revolutionsjahr 1848 die eben zu Ende gegangene Ära spöttisch bezeichnet wird, nach und nach zum Begriff für eine mit Wehmut betrachtete Epoche, die der Vorstellung von der „guten alten Zeit“ besonders nahe kam.
Erstsendung BR: 2019

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Susanne Poelchau

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