Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Kranke Dichter

"Der arme Poet" von Carl Spitzweg | Bild: picture alliance / akg-images | akg-images

Samstag, 26.03.2022
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

"Appetitlos, müde und leidend"
Kranke Dichter - therapiert von Justina Schreiber

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Diese Sendung ist 7 Tage als Streaming verfügbar.

Kopfschmerzen, Fieber, Unruhe, Hartleibigkeit und was der diffusen Symptome mehr sind: "Natürlich liegt organisch nichts vor", bemerkte Thomas Mann in seinem Tagebuch. Warum nur befällt die hypochondria vaga, die Grillenkrankheit, wie man sie früher nannte, gerade Schriftsteller so heftig und bevorzugt? Wahrscheinlich liegt es an der berufsbedingt vergrößerten Vorstellungskraft. Wie schnell mutieren in der Phantasie ein Furunkel an der Wange zum Krebs oder müde Beine zum Diabetes! "Gibt es überhaupt ein gesundes Genie?" fragte - rein rhetorisch natürlich - der dichtende Doktor Gottfried Benn.

Die Reihe nervös-hysterischer Autoren, die ihr Leiden am eigenen Körper ver-dichten, ist lang. Sie reicht von Rainer Maria Rilke bis Karl Valentin, von Franziska zu Reventlow bis Italo Svevo. Wobei sich auf den poetischen Krankenlagern neben künstlerisch wertvollen Herz- oder Lungenleiden durchaus auch unproduktive Störungen einstellen können, die jede Schreibblockade bestens rechtfertigen.

Als unangefochtene Weltmeister in der Disziplin der literarischen Leibesvisitation müssen nach wie vor die Österreicher gelten. Aber auch in Bayern hat Justina Schreiber genug Dichter gefunden, die in ihren Krankheiten wesentlich mehr als nur Metaphern sehen.

BR 2011

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