Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Gisela Elsner zum 85. Geburtstag

Die Schriftstellerin Gisela Elsner Anfang der 60er Jahre in ihrer Wohnung in Rom. | Bild: picture-alliance / dpa | ansa

Samstag, 30.04.2022
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die literarische Femme fatale Gisela Elsner
Von Justina Schreiber

Diese Sendung ist sieben Tage als Streaming verfügbar.

Schon der Titel ihres ersten Romans war Programm: „Riesenzwerge“, veröffentlicht im Jahr 1964. Denn vor allem in ihren frühen satirischen Texten steigerte Gisela Elsner das kleine Leben der Spießer und Möchtegerne gekonnt ins Hysterisch-Monströse. In „Die Zähmung“ verkümmert ein Gatte zum geschlechtsneutralen Putzteufel; in „Der Nachwuchs“ verausgabt sich ein Ehepaar in atemlosen Treibjagden nach den Selbstverständlichkeiten des alltäglichen Lebens. Gisela Elsners „böser Blick fürs Detail“, ihre scharfzüngigen, bissigen Kommentare zur satten bundesrepublikanischen Wirklichkeit der 1960er und 1970er Jahre trugen ihr Preise und Anerkennung ein.

Aber die Schriftstellerin mit der dramatischen schwarzen Mähne konnte nicht halten, was sie versprach. Ihre späteren Werke wirkten allzu konstruiert und manieriert. Die 1937 geborene Tochter aus gutem Nürnberger Hause etablierte sich nie; weder privat noch literarisch. Die erklärte Kommunistin, die zeitlebens nicht von ihrer radikal antibürgerlichen Haltung abrückte, beging am 13. Mai 1992 Selbstmord; politisch enttäuscht und von Verfolgungswahn gequält mangelte es ihr an jeglicher Perspektive.

Justina Schreiber porträtiert eine vergessene Schriftstellerin, die trotz ihres „brüchigen“ Oeuvres als Wegbereiterin einer weiblichen Tradition moderner Satire gelten kann - und soeben wiederentdeckt wird.

BR 2007

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