Bayern 2

radioWissen am Nachmittag Karl Wolfskehl und Schwabing

Gäste in einem Straßencafe auf der Leopoldstraße in Schwabing, aufgenommen 1972. | Bild: picture-alliance/ dpa | Istvan Bajzat

Dienstag, 14.06.2022
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Karl Wolfskehl
Der Zeus von Schwabing muss ins Exil

Mythos Schwabing
Vom Vorstadtdorf zum Treffpunkt der Avantgarde

Das Kalenderblatt
14.6.2017
Internationaler Bade-Tag
Von Susi Weichselbaumer

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Karl Wolfskehl - Der Zeus von Schwabing muss ins Exil
Autor: Leo Hoffmann / Regie: Rainer Schaller
1947 veröffentlicht der Zürcher Origo-Verlag ein schmales Din-A5-Heft mit dem Gedicht "An die Deutschen“ - vier Strophen , ein Abgesang. Sein Autor, Karl Wolfskehl, hatte als "Zeus von Schwabing" Münchens Literaturszene beherrscht. Sowohl Jünger von Stefan George als auch im Kreis der "Kosmiker" fördert er die Künstler des Blauen Reiter, netzwerkt mit Philosophen und Historikern, verreist mit Alfred Kubin, gründet die Münchner Rotarier. Zum Jour fix und den Maskenfesten von Karl und Hanna Wolfskehl erscheinen die Kunst, Literatur und Musik prägenden Größen der Stadt. Als die Inflation sein Vermögen verschlingt, muss der Büchersammler und Weinkenner als Autor, Übersetzer und Lektor Geld verdienen. 1933 zerstören die Nazis sein literarisch-künstlerisches Leben: Weil er Jude ist, flieht Wolfskehl über die Schweiz nach Italien und von dort 1938 nach Neuseeland. Als "Exul Poeta" reißt er sich dichtend von seiner geistigen Heimat los. "An die Deutschen" ist seine Abrechnung: "Euer Wandel war der meine".

Mythos Schwabing - vom Vorstadt-Dorf zum Treffpunkt der Avantgarde
Autorin: Ulrike Beck / Regie: Eva Demmelhuber
Schwabing ist weit mehr als ein Stadtteil Münchens. Es ist ein Ort, der längst zum Mythos geworden ist. Dank seiner glanzvollen Zeit zwischen 1890 und 1914, als München zum Magneten für Künstler aus aller Welt wurde und das ursprüngliche Dorf Schwabing zum Viertel, in dem sich Maler, Schriftsteller, Musiker, Journalisten und Freigeister niederließen. Schwabing wird zum "Welt-Vorort des Geistes", zum "bayerischen Montmartre". Ein Ort, in dem die Bohemiens sich in Cafés, Wirtshäusern und literarischen Zirkeln treffen und trotz Zensurgesetz in einer nie da gewesenen Freiheit Grenzen überschreiten und ausdehnen. Egal, ob sie aus Husum, Lübeck oder Hannover kommen: Die Künstler sind die "Schwabinger Schlawiner". Die große Zeit der Bohemiens endet jedoch jäh mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges, und erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beginnt der Geist Schwabings sich wieder zaghaft zu regen. Schwabing wird zunächst zum Amüsierviertel und dann 1962 zum Schauplatz der "Schwabinger Krawalle". Tagelang liefern sich Polizei und Protestanten Straßenschlachten. Die Schwabinger Krawalle gelten als Vorläufer einer neuen Ära, der 68-Bewegung, die in der ganzen Bundesrepublik gegen das Establishment aufbegehrt. Eine Zeit, in der ein ganz anderer Zeitgeist wehte, als heute. Auch in Schwabing.
Erstsendung 17.07.2017

Moderation: Constanze Fennel
Redaktion: Thomas Morawetz

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