Zeitgenossen

Erica Fischer: „Der Feminismus hat mich gerettet.“

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INTERVIEW
Gregor Papsch

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Die Ikone des österreichischen Feminismus schaut kurz vor ihrem 80. Geburtstag auf ihr Leben: „Dass die Männer entscheiden, wie wir zu leben und zu lieben haben, das wollte ich damals ändern.“

Abrechnung mit der Familie

Aufgewachsen ist Erica Fischer im englischen Exil der Eltern, die 1938 vor den Nazis aus Wien fliehen mussten. 1948 beschließt der Vater die Rückkehr nach Österreich, gegen den Willen der Mutter. „Die Atmosphäre bei uns in der Familie war lieblos und verbittert“. Mit 26 Jahren bricht die junge Frau aus der familiären Enge aus, stürzt sich ins Leben und wird 1972 zur Mitbegründerin der autonomen Frauenbewegung.

Jüdisch ja, religiös nein

In den 90er Jahren wird ihr Buch „Aimée & Jaguar“ über die Liebe zweier Frauen im Nationalsozialismus zum Welterfolg. „Ich fühle mich heute als Jüdin, aber im Sinne eines humanistischen, nicht religiösen Judentums.“

Feminismus muss sich weiterentwickeln

Der Feminismus stehe vor neuen Aufgaben, ist Erica Fischer überzeugt. „Rassismus, Klima, Transgender – es ist wichtig, dass wir nicht mehr nur die Mann-Frau-Polarität im Blick haben.“ Ihre fast gleichaltrige deutsche Mitstreiterin Alice Schwarzer kritisiert Fischer. „Alice Schwarzer ist beim Feminismus der 70er- und 80erjahre stehengeblieben. Wir kennen uns, aber wir schätzen uns nicht. Es fehlt ihr an Demut.“

Selbstbewusst altern

Angriffslustig, aber auch ein Stück gelassen, so begegnet Erica Fischer der Welt mit fast 80 Jahren. „Man kann sich nicht ein ganzes Leben lang empören.“ Vor einigen Jahren hat sie ein Buch über das Älterwerden geschrieben. „Das Alter ist nicht schön, aber es macht mich selbstsicherer.“

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