COAPPARATION

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Hannah Wolf

Hannah Wolf (1985) hat in Wien, Berlin und Leipzig studiert. Von der Kultur und Sozialanthropologie über Textil und Flächendesign zur bildenden Kunst mit einem Fokus auf Fotografie und Video. Ihre Arbeiten befragen die Realität nach der fortwährenden ‚cancellation of the future‘. Wie veränderen sich die Oberflächen der Wirklichkeit, wenn alles zur Ware werden kann? Wie fühlt sich Entfremdung eigentlich an? Wie schlägt sich Ideologie ästhetisch nieder? Das Schreiben von Kunstkritiken ist Teil ihrer künstlerischen Praxis.

Projekt

Wenn man den einen Teil des Kofferwortes ‚Coapparation‘ negativ auslegt, wozu ich im Allgemeinen neige, dann landet man im Neoliberalismus. Die Zusammenarbeit, Mitwirkung an einer Unternehmung zum Zwecke der Kapitalsteigerung. Die Welt ist eine hochgradig vermittelte, so ist unsere Kooperation eben auch eine Mittlung von Interessen, die vielleicht nur kurzfristig (Ist die Miete diesen Monat bezahlt?) unsere eigenen sind.

Wenn ich jetzt aber den Begriff der Vermittlung wörtlich nehme, dann denke ich an Warenströme und die, die sie bewegen. Die Vermittlung der Waren braucht die Körper, die sie bewegen. An den Fließbändern, den Häfen, Lastern, Transportern und dann eben auch den Fahrrädern. Diese Körper, die Mittler, bewegen sich durch den Stadtraum und tragen die Lasten, die an der Tür der anderen zu Freude werden. Ein neuer Computer oder das Essen, gerade noch pünktlich zum Tatort.

Wenn ich über den zweiten Teil des Kofferworts nachdenke, dann lege ich ihn negativ aus und denke an Entfremdung. Denn natürlich soll man die Last, die in dieser Tätigkeit steckt, nicht sehen. Was geht, wird ins außerhalb der Städte verlegt. Was sichtbar bleiben muss bekommt einen klingenden Namen (Gorillaz) oder eine optimistische Farbe (orange). Es ist doch alles auch ein hübsches Spiel, dass man spielt, wenn man auf der App die Adressen sucht und sich auf das Fahrrad schwingt.

Während des Arbeitszeitraums möchte ich mich also den Körpern, die in den Zentren der Städte unsere Waren vermitteln widmen.
Das Medium wird Fotografie, Video und Text sein.

Videoscreening täglich ab 18 Uhr- Arbeitsprozesse
Videoscreening im Arbeitszimmer- Body of Work
25.11.2021


Hannah Wolf Portfolio

Arbeiten (Auswahl)

don‘t cry over spilled milk
2020, 1 Kanal Videoprojektion, Loop (11:25:50), Stereo Sound

Real geht Konkurs. ‚Wenko – die bessere Idee‘ wird nicht weiter bestückt. Die Regale sind leer. Es ist vorbei. Da gibt es nichts zu weinen. Vielleicht können wir noch ein paar Schnäppchen machen. Einmal hin, alles drin. Nachhaltig und gut. 30% auf alle Haushaltswaren. Signifikant und Signifikat. Plug and Play. Nichts mehr anzustecken. Prima leben und Geld sparen.
Weine nicht, es ist zu spät: The future is canceled. Draußen sieht es ganz genauso aus.

don‘t cry over spilled milk 2020, 1 Kanal Videoprojektion, Loop (11:25:50), Stereo Sound


Black Friday (tell me how does it feel)
2020, Full HD Video (07:38:05) Video, Stereo Sound

Mit dem Bus der Linie 63 kann man im Kreis vom GVZ (Güterverkehrszentrum) über die Innenstadt zum Outlet Center fahren. Es fällt zunehmend schwerer diese Orte zu unterscheiden. Ihre Oberflächen gleichen sich einander an. Warenkreisläufe geben den Takt vor. Menschen müssen diesem Takt folgen. Zumeist bleiben sie unsichtbar, nur kurz, wenn sie an der Haustür klingeln und das Paket überreichen, erhaschen wir ihre Gesichter. Aber: How does it feel?
Kamera/Schnitt/Sound/Ton: Hannah Wolf

Black Friday (tell me how does it feel) 2020, Full HD Video (07:38:05) Video, Stereo Sound


leisure aesthetics
2020, Fotopanel Digitalprint, Schriftbild Plotprint