Jüdische Lebenswelten

Spuren jüdischen Lebens in alten und neuen, dokumentarischen und inszenierten Filmen

Unsere Kollektion „Jüdische Lebenswelten“ versammelt zahlreiche Spiel- und Dokumentarfilme zum Thema. Dabei ist die Zusammenstellung mit Vorsatz betont ungeordnet: Historische Sujets stehen neben zeitgenössischen Stoffen, Filme zum Menschheitsverbrechen der Shoa in Deutschland stehen neben Dramen, Tragödien und Komödien zum gegenwärtigen jüdischen Leben, dokumentarische Porträts neben fiktiven Erzählungen. Die Absicht ist, möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, jüdischer Geschichte zu begegnen und den Alltag jüdischer Menschen (nicht nur) in Deutschland besser kennenzulernen. Auf diese Weise wird ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt. Ebenso entspringt das Prinzip der ungewichteten Zusammenstellung der Hoffnung, dass die Filme bei aller Bedeutungsschwere zum persönlichen Flanieren und damit zur ernsthaften, gleichwohl „normalen“ Filmsichtung einladen. Helle Lebenswelten finden ebenso ihren Platz wie die „Dunkelheiten der Todeswelt“, die, wie es Peter Wapnewski formulierte, Zeugnis ablegen "von dem jahrtausendealten jüdischen Schicksal der Erniedrigung, der Vertreibung, der Schoa“. Peter Wapneski, der streitbare, hoch angesehene Sprachabenteurer, Germanist und Mediävist (1922-2012), hat einmal auf ein Wort Primo Levis verwiesen, der sich 1987 das Leben nahm, weil ihm Auschwitz 1944 das Leben genommen hatte: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ Wapneski ergänzte dies: „Der Gedanke ist einleuchtend und überzeugend, dass man, wofern das überhaupt menschenmöglich ist, den Tod angemessen nur betrauern kann, wo man Leben erkannt und verstanden hat.“ (Foto: "24h Jerusalem")
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