Annie Ernaux (Jahrgang 1940) spürt dem Leben ihres Vaters nach. Aus einfachen, ländlichen Verhältnissen stammend bemüht er sich zeitlebens um sozialen Aufstieg, der erst seiner Tochter, jedoch um den Preis der Entfremdung von ihren Eltern gelingen wird. Kurz nachdem sie ihr Lehrerinnenexamen bestanden und somit die Sicherheit der Beamtenlaufbahn erlangt hat, stirbt er. "Die Biografie setzt ein mit dem Tod des Vaters 1967 und führt die beobachtende und analysierende Tochter zurück zum Beginn des 20. Jahrhunderts ... Die wenigen Seiten beschreiben jedoch ... auch ... die Bewusstwerdung der eigenen Entwicklung unter den von den Eltern geschaffenen Voraussetzungen" (R. Mitternacht zum Buch, ID-A 14/19). Die alleinige Sprecherin des Hörspiels ist Schauspielerin Stephanie Eidt, deren sanfte Stimme mittels Overdub-Technik vervielfältigt wird. Rechts-links-Wechsel zwischen den Boxen vermitteln Raumgefühl (vor allem mit Kopfhörern!). Regisseur Erik Altorfer beweist auch Know-how bei der Auswahl des Musikers Martin Schütz. Das Resultat ist eine poetisch-klangvolle Essenz von Ernaux' Biografie. Vorzüglich! (1) Leo Speidel

Dem Vater der Autorin, geboren im neu angebrochenen Jahr 1900, war keine umfangreiche Schulbildung vergönnt, er wurde Bauer, später Besitzer eines Lebensmittelgeschäfts. Umso mehr freute ihn der soziale Aufstieg seiner Tochter, auch wenn sie sich im Laufe der Zeit immer fremder wurden. Hörspiel.