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Oktober 2020

Vorerst kein Rendezvous mehr mit der Kultur!

Einige spannende Projekte, für die wir als Agentur gerade arbeiten, müssen – nach dem Beschluss der Bundesregierung und der Ministerpräsidenten der Länder am 28.10.2020 – mit einem zweiten Lockdown ab dem 2. November abgesagt werden. Wie z.B. die beiden Konzerte der lautten compagney BERLIN mit der Produktion TIME ZONES, Arrangements erlesener Klavierstücke von Satie mit Instrumentalwerken aus bedeutenden Sammlungen von Samuel Scheidt, die letzten Termine in Köln und Dresden der Lesereise aus den neuaufgelegten Briefen Ernst Barlachs mit Charly Hübner und Ingo Schulze. Auch infrage steht, ob die Eröffnung der Ausstellung des Schweizer Fotografenpaars Braschler/Fischer im Lechner Museum Ingolstadt – so wie derzeit noch geplant – Mitte November stattfinden kann.

Wieder ist die Kulturbranche gefragt, kreativ zu reagieren und engagierte Lösungen mit allen Beteiligten zu finden: d.h. absagen, verschieben, um- und neuplanen und vor allem eines DURCHHALTEN! Die Ampel springt derzeit nicht auf Gelb oder Grün, nein sie steht – zunächst einmal bis Ende November – in fast allen kulturellen Bereichen auf Rot! Das ist sehr, sehr bitter.

Keine Veranstaltungen, keine Einnahmen – die Fixkosten aber bleiben. Zum zweiten Mal rief deshalb das Aktionsbündnis #AlarmstufeRot, ein Bündnis aus Verbänden der Veranstaltungswirtschaft sowie der Hotel- und Gaststättenverband und Verbände der Tourismuswirtschaft am 28. Oktober zur Großdemonstration in Berlin auf, um mit Nachdruck den Fokus auf den Zustand der gesamten Eventbranche zu lenken.

Die Kultur- und Kreativwirtschaft kämpft weiter ums Überleben und ist durch die Corona-Krise stark betroffen – dabei ist dieser Bereich mit einem jährlichen Umsatz von über 160 Milliarden Euro der sechstgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland. Corona hat den Umsatz seit dem Frühjahr um 90 Prozent einbrechen lassen und mehr als eine Million Beschäftigte unserer Branche in Existenznöte gestürzt.

Die bisherigen Überbrückungshilfen erweisen sich für die Kultur- und Kreativwirtschaft als wenig passgenau. Insbesondere Solo-Selbständige haben vielfach keine oder nur sehr geringe Betriebskosten und können daher die Überbrückungshilfen nicht nutzen. Nach einer kleinen Erholungsphase ist mit den erneuten Schließungen von öffentlichen und privaten Kultureinrichtungen der Lebensunterhalt von Beschäftigten und Selbständigen nicht gesichert. Es wird deshalb nicht nur vom Deutschen Kulturrat gefordert, den fiktiven Unternehmerlohn für Solo-Selbständige schnell auf den Weg zu bringen, um die Einnahmeausfälle zu kompensieren. Der Bundesfinanzminister und der Wirtschaftsminister sind hier gefragt, denn die Lage spitzt sich zu. Es müssen Perspektiven für diesen wichtigen Wirtschaftszweig geschaffen werden, um durch den Winter zu kommen!

Es ist schon oft formuliert worden, dass die Kultur ein wichtiges Mittel zum Leben ist! Und gerade mit ihr können wir in die aktuelle Pandemie überleben. Nur, wie lange kann die Kultur so noch überleben, oder ereilt sie nun ein schnelles Verfallsdatum?

[U.R.]