Das Wohn- und Atelierhaus der Familie Poelzig in Berlin-Westend wurde 1930 nach dem Entwurf der Bildhauerin und Architektin Marlene Poelzig errichtet. Ihr Mann war der renommierte Architekt Hans Poelzig. Das Haus ist ein herausragendes Beispiel der Architektur der Moderne und für die Emanzipation von Architektinnen im frühen 20. Jahrhundert. Grundriss, Ausstattung und Garten des Objekts in der Tannenbergallee 28 sind heute noch größtenteils erhalten. Das Dach wurde nach 1945 deutlich im Sinne der konservativen Nachkriegsarchitektur verändert.
Im Sommer 2020 rief eine Petition zu Erhalt und Denkmalschutz des stetig verfallenden und vom Abriss bedrohten Gebäudes auf, knapp 5.000 Unterschriften wurden gesammelt. Seitdem bemüht sich eine Initiative aus Bürger*innen, Baukultur-Expert*innen und Interessierten sowohl für den Erhalt der Überreste des Hauses als auch für die Anerkennung des Lebenswerks der Architektin – stellvertretend für viele zu wenig gewürdigte Lebensläufe von Architektinnen und Baumeisterinnen. Als langfristige Vision strebt die Initiative die Etablierung eines Stipendien-Programms für Meisterinnen der Baukultur an, idealerweise am Ort des Hauses Marlene Poelzig. Zu einer Demonstration am 18.06.2021 installierte die Initaitve eine Gedenkplakette vor Ort. Die Plakette, gestaltet von der Künstlerin Hannah Cooke, würdigt das Werk und Leben von Marlene Poelzig.
Trotz internationaler Proteste, Debatten und Einwände wurden am 1. November die ersten Schritte des Abrisses des Hauses Marlene Poelzig in Berlin-Westend begonnen. Die Initiative konnte zwar mit einer Protestaktion am 2. November den Abriss ein wenig verzögern, aber letztlich nicht mehr verhindern.
Mit der Dialogreihe "Mother of all Arts" führt die Initiative ihr Anliegen weiter, den Diskurs um die Lebenswelten, Produktionsbedingungen und Leistungen von Baumeisterinnen voranzutreiben.
Blogbeitrag: Demonstration und künstlerische Intervention für den Erhalt des Hauses Marlene Poelzig vom 18. Juni 2021