Open-Air-Konzert "Höhner Classic"

Schwerpunktthema: Rede

Villa Hammerschmidt, , 20. Juni 2019

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 20. Juni bei einem Open-Air-Konzert der "Höhner Classic" in der Villa Hammerschmidt eine Ansprache gehalten: "Sie alle stehen stellvertretend für die vielen in unserem Land, die Menschen zur Musik bringen, die Interesse wecken und neugierig machen, aber natürlich auch Können und Kenntnisse fördern. Sie alle tragen mit dazu bei, dass wir in unserem Land eine reiche und vielfältige Musiklandschaft haben, und dafür Ihnen allen ganz, ganz herzlichen Dank!"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Ansprache zu Beginn des Open-Air-Konzerts HÖHNER Classic auf dem Gelände der Villa Hammerschmidt in Bonn

Liebe Gäste aus nah und fern, aus Ost und West, aus Nord und Süd, wir freuen uns, Sie hier am Rhein zu haben! Und den Bonnern und den Rheinländern will ich gleich vorab sagen: Ich bin als Westfale nicht gekommen, um Euch das Feiern beizubringen. Das könnt Ihr besser und länger als wir. Aber ich darf Ihnen höchsten musikalischen Genuss an diesem Abend versprechen. Deshalb, auch im Namen meiner Frau: Herzlich willkommen den Höhnern, herzlich willkommen den Musikerinnen und Musikern der Jungen Sinfonie Köln, herzlich willkommen Ihnen allen in der Beethovenstadt Bonn!

Ein Höhner Classic-Konzert hier im Park der Villa Hammerschmidt, das ist eine ganz besondere Premiere. Dass dieses Konzert zustande gekommen ist, das hat natürlich auch mit Beethoven zu tun, genauer gesagt: mit einer Soiree, die wir im vergangenen Sommer hier in der Villa Hammerschmidt veranstaltet haben.

Auch damals ging es, das muss ich Ihnen kurz erzählen, ganz nebenbei um musikalische Bildung, um die Frage, wie wir insbesondere junge Menschen für klassische Musik begeistern können. Und irgendwann an diesem Abend fanden wir uns dann mit Henning Krautmacher auf der Terrasse auf der anderen Seite der Villa Hammerschmidt wieder. Wir unterhielten uns – und wenn ich mich recht erinnere, haben wir auch den einen oder anderen Wein dabei getrunken –, schauten auf den Rhein – und waren uns schnell einig: Das hier wäre der ideale Ort, um rheinisches Liedgut im klassischen Gewand zu präsentieren.

Ganz so ist es nicht gekommen, wie Sie sehen. Dass wir heute nicht auf den Fluss schauen können, liegt aber schlicht und einfach nur daran, dass die Terrasse auf der anderen Seite der Villa Hammerschmidt viel zu klein wäre, um dieses wunderbare große Orchester unterzubringen. Deshalb sind wir heute in den Vorgarten ausgewichen, aber ich finde, das macht überhaupt nichts, weil die Musik uns gleich noch genug vom Rhein und den Rheinländern erzählen wird.

Dieses Konzert soll vor allen Dingen ein großes, ein riesengroßes Dankeschön sein. Ein Dankeschön an alle, die sich in unserem Land für die Musik einsetzen, die Freude am Musizieren vermitteln, und die das oft ehrenamtlich und in ihrer Freizeit tun.

Viele von ihnen sind heute hier: Frauen und Männer, die Chöre und Orchester leiten oder an Schulen und Musikschulen unterrichten; Menschen, die sich in Städten und auf dem Land in den unterschiedlichsten Musikvereinen engagieren; und natürlich Sängerinnen und Sänger, Musikerinnen und Musiker aus allen Generationen.

Sie alle stehen stellvertretend für die vielen in unserem Land, die Menschen zur Musik bringen, die Interesse wecken und neugierig machen, aber natürlich auch Können und Kenntnisse fördern. Sie alle tragen mit dazu bei, dass wir in unserem Land eine reiche und vielfältige Musiklandschaft haben, und dafür Ihnen allen ganz, ganz herzlichen Dank!

Mein Dank gilt auch dem Deutschen Musikrat, der uns geholfen hat, Sie alle zu finden und auszuwählen. Unserem gemeinsamen Aufruf, sich für dieses Konzert heute Abend zu bewerben, sind Tausende gefolgt, viel mehr, als hier auf den Rasen gepasst hätten. Das zeigt, wie beliebt die Höhner Classics sind, auch jenseits von Köln, Bonn, Leverkusen und Aachen. Aber es zeigt auch, wie groß und lebendig die Musikszene in unserem Land ist. Dafür dürfen wir dankbar sein, aber ein ganz bisschen stolz dürfen Sie alle miteinander sein. Herzlichen Dank dafür!

Wie bei der Beethoven-Soiree, bei der die Idee für dieses Konzert entstanden ist, geht es auch heute Abend um eine Annäherung, genauer gesagt darum, dass Pop und Klassik keine getrennten und völlig unverbundenen Welten sind. Nur außerhalb des Rheinlands sind die Menschen überrascht, dass gerade die Höhner auf diese Verwandtschaft immer wieder hinweisen, auf die Bedeutung klassischer Musik für Musiker jedes Genres aufmerksam machen und vor allem junge Menschen neugierig auf klassische Musik machen wollen.

Genau darin – junge Menschen an Musik heranzuführen, Zugangsbarrieren zur klassischen Musik einzureißen –, genau darin treffen sich die Höhner mit der Jungen Sinfonie Köln. Die ist seit vielen Jahren Vorreiterin auf diesem Weg, seit 1972, da hat sie ihr erstes Konzert für Junge Hörer gegeben. Und es ist nun auch schon mehr als 25 Jahre her, dass Franz Xaver Ohnesorg, der damalige Intendant der Kölner Philharmonie, die Höhner Classics ins Leben rief, um junge Menschen in die Konzertsäle zu holen.

Die Konzertreihe ist bis heute ein Beispiel dafür, wie es gelingen kann, alte Musik neu zu beleben und ganz unterschiedliche Menschen für Klassik zu begeistern – mit einem abwechslungsreichen Programm, mit überraschenden Arrangements, die wir heute Abend hören werden, auch mit neuen Kompositionen.

Die Höhner Classics führen uns vor Ohren, dass gute Musik keine Genregrenzen kennt, sondern dass auch hier alles im Fluss ist. Sie lassen uns erleben, dass Musik zwar in unterschiedlichen Sprachen spricht, dass es aber gelingen kann, Unterschiede aufeinander zu beziehen und so etwas wie versöhnte Verschiedenheit durch Musik herzustellen. Die Höhner Classics lassen uns spüren, dass die alten Meister uns heute noch etwas zu sagen haben, und sie tun das nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Humor und viel Jeföhl.

Aber das muss ich Ihnen nicht mit vielen Worten erklären, das werden wir jetzt miteinander erleben. Den Auftakt hat eben schon die Rheinische Sinfonie von Robert Schumann gemacht, die darf hier in Bonn natürlich nicht fehlen, obwohl sie ausgerechnet in Düsseldorf komponiert wurde. Wir werden Werke von Jacques Offenbach hören, der in Köln zur Welt kam, und die Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven. Auch Because von den Beatles steht auf dem Programm, ein Stück, das John Lennon einfiel, als Yoko Ono die Mondscheinsonate auf dem Klavier spielte. Und dann können wir uns natürlich auf viele Ohrwürmer von den Höhnern freuen, auf Lieder zum Erinnern, zum Träumen, zum Nachdenken.

In einem ihrer Klassiker, den wir auch gleich hören werden, singen die Höhner: Ich schenk dir heut‘ ein Schloss am Rhein. Ich kann Ihnen die Villa am Rhein heute Abend nicht schenken, die gehört ja schon Ihnen allen – aber ich wünsche uns ein begeisterndes Konzert.

Viel Vergnügen, viel Spaß heute Abend!