ANOKI

PopCamp 2021 // Hip Hop aus Berlin

Anoki wächst in den Neunziger Jahren zwischen niederländischen Rotfassaden und bayrischer Kleinstadt, als Sohn eines in Indonesien geborenen Vaters mit amerikanischer Staatsbürgerschaft und einer deutschen Mutter auf. Im Nirgendwo zwischen einem Ort, an dem man niemand ist und einem Ort, an dem man nichts hat. Keine Perspektive, aber Liebe bis zur Sonne.

Musik wird schon in frühen Jahren enorm groß und wichtig. Während der Vater immer irgendwo ist, zeigt die alleinerziehende Mutter ihrem Sohn wie sich die Musik im Radio auf Kassette überspielen lässt. Zwischen ihren beiden Jobs ist das fortan die gemeinsame Zeit, die ihnen niemand nehmen kann. Für Anoki öffnet sich ein Tor zu einer neuen Welt. Er beginnt Gitarre zu spielen, erlebt Punk und Politik in alternativen Jugendzentren einer konservativen kleinstädtischen Wertegemeinschaft. Von da aus geht es zu Hip-Hop und seinen Pionier*innen. Die Plattensammlung des älteren Bruders ist das Größte auf der Welt. Anoki formt sich.

Entgegen der in seiner Heimatstadt Schweinfurt weit verbreiteten Überzeugung, Musik ist kein Beruf und sie darf keiner sein, entschließt sich Anoki seinen eigenen Weg zu finden. Er verlässt die Stadt so schnell es möglich war und kommt über Umwege in Berlin an. Seine intensive und besondere Art, Geschichten zu erzählen und dafür die richtigen Worte zu finden fällt auf. Er unterschreibt einen Verlagsvertrag bei der BMG. Anokis energiegeladene Live-Shows werden von der Booking Agentur Buback (Absoluter Beginner, Sookee, Zugezogen Maskulin) gesehen und der junge Künstler, noch ohne eigene Veröffentlichung umgehend ins Roster aufgenommen. Er spielt Supportshows für Dendemann und Neufundland. OK KID nehmen ihn mit auf Tour, sie alle werden zu Freunden. Musik kann ein Beruf sein.

Anokis Geschichte ist geprägt von Widerständen, doch anders als das Gros heutiger Rapmusik ist die Antwort auf die Frage nach Zugehörigkeit, sozialem Aufstieg und Chancengleichheit bei ihm nie Hyperkapitalismus oder Statussymbole. Er geht tiefer, redet offen über Depression, Rassismuserfahrungen und Zukunftsängste und wird damit eine außergewöhnliche Stimme, die in Playlisten und Popkultur vergebens gesucht wird. Die Schwere, die er in sich trägt; Ein schwarzes Loch, das mal näherkommt und dann wieder Lichtjahre entfernt zu sein scheint, lässt dennoch Platz für eines: Die feste Überzeugung, dass alles gut werden kann. Irgendwann. 

Florian Grießmann (Gesang) 

Diali 'Diazno' Chukwunomnso (Gitarre) 

Lennie Fanslau (Bass) 

Johannes Löffler (Drums)