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Liebe Abonnentin, lieber Abonnent,

ein Juli, der ohne die großen Semesterabschlusskonzerte an der HfM vorbeigeht - klingt unglaublich, ist aber wahr. Hinter verschlossenen Türen jedoch sind diese Sommerwochen alles andere als ruhig: Unterricht wird weiter nachgeholt, Prüfungen werden gemeistert und wunderbare Leistungen bei den künstlerischen Abschlusskonzerten erbracht - noch immer unter strengsten Auflagen und daher exklusiv vor der zuständigen Kommission.

Immer wieder sind auch Erfolge außerhalb der HfM zu verbuchen: so zum Beispiel der Preis des Gutenberg Lehrkollegs, den Schulmusiker Konstantin Funk für seine herausragende Masterarbeit zuerkannt bekommen hat, oder die Botschaft, dass Klangkünstlerin Hyunju Oh ins Finale des renommierten Emy-Roeder-Preises einzieht. Stöbern Sie gern auf unserer Homepage unter Auszeichnungen & Erfolge!

Ansonsten sollten Sie die Augen offenhalten: Dieser Tage sichtet man unsere Studierenden mit ihren Instrumenten vermehrt in freier Wildbahn. Mehr dazu in unseren Kulturtipps. Und falls Sie im Sommerurlaub, egal in welcher Stadt, an der Straßenecke eine Gitarristin musizieren sehen, spitzen Sie die Ohren: Vielleicht erklingt hier ein Werk des „vergessenen Jubilars “ Carulli, den Ihnen Georg Schmitz genauer vorstellt.

Wir hoffen, Sie vertreiben sich die Zeit bis zum Wiedersehen in der HfM mit entspannten Stunden in der Sonne. Bleiben Sie gesund und munter!

Herzliche Grüße

Diane Ackermann

 
Das vergessene Jubiläum: 250 Jahre Ferdinando Carulli
Kulturtipps
 
Das vergessene Jubiläum: 250 Jahre Ferdinando Carulli

„Denn die Gitarre, die sosehr zu unserer weit zurückliegenden Vergangenheit gehört, zu unserer Geschichte, ein ‚wissendes‘ Instrument voller Limiten, aber auch voller unbekannter Weiten und Tiefen, verfügt über einen klanglichen Reichtum, der alles zu umfassen vermag, was ein modernes Instrument besitzt; man muss nur, um das bemerken zu können, in die Stille kommen, warten und den Lärm gründlich ausschließen.“ So beschrieb Hans Werner Henze die „klangliche und technische Aura“ der Gitarre im Vorwort seiner für Julian Bream komponierten ‚Royal Winter Music‘. Als er dies Mitte der 1970er Jahre formulierte, war die Gitarre längst ein etabliertes Konzertinstrument. Aber noch 1806 versicherte ein Rezensent der Leipziger Allgemeinen Zeitung zunächst wortreich, dass die Gitarre „weit mehr in sich enthält, als man dem ersten Anscheine nach glauben möchte“; dass es aber neben „nothwendiger Kenntniss der Harmonie, auch eine längere Uebung, Geschmack und Phantasie“ brauche, damit „das Guitarrenspiel keine leere Klimperey, sondern wirkliche Kunst“ werde. (Der Mainzer Musikwissenschaftler Dr. Thorsten Hindrichs hat dem zeitgenössischen Blick auf die Gitarre seine Dissertation gewidmet.)

Unter den Künstlern jener Tage war Ferdinando Carulli (oder vollständig: Ferdinando Maria Meinrado Francesco Pascale Rosario Carulli) einer der ersten, der dieser Kunst auf internationalen Podien Beachtung verschaffte. „Geboren wurde er 1770 in Neapel. Carulli stammte aus einer wohlhabenden Familie und erhielt schon früh eine profunde musikalische Ausbildung, deren Qualität in praktischer und theoretischer Hinsicht nicht hoch genug einzuschätzen ist“, erläutert Georg Schmitz, HfM-Dozent und Direktor des Koblenz Guitar Festival & Academy. „Neapel, wohin es auch Hans Werner Henze später zog, war schon damals ein europäisches Zentrum der Musik mit angesehenen Konservatorien und Lehrern. Gitarre allerdings wurde dort nicht unterrichtet; sie war zwar populär, fand aber nur zur Begleitung von Gesängen aller Art in den Gassen und auf den Plätzen Neapels Verwendung.“

So wurde Carulli also notgedrungen sein eigener Lehrer: „Er entwickelte seine eigene Technik, seine eigene Klangbildung, seine eigene Methodik und sein eigenes Konzertrepertoire, mit dem er in Italien und darüber hinaus schnell bekannt wurde“, so Schmitz. „Nach einem Aufenthalt in Wien ließ er sich 1808 letztendlich in Paris nieder und wurde dort als Virtuose, Komponist und vielgefragter Lehrer zum Auslöser und Mittelpunkt einer regelrechten ‚Gitarromanie‘. Ferdinando Carulli starb 1841 und hinterließ ein reichhaltiges Gesamtwerk, in dem die Kammermusik mit Gitarre einen besonderen Schwerpunkt bildet.“ Für Georg Schmitz sticht dabei besonders die Schönheit und Raffinesse von Carullis Musik für zwei Gitarren heraus, die auch Jahrhunderte später noch Größen wie den bereits erwähnten Julian Bream und seinen kongenialen Duo-Partner John Williams in ihren Bann zog.

Wenn sich – wie jüngst im Juli – junge Gitarrentalente um einen Studienplatz an der HfM Mainz für das Konzertexamen, den Master-Weiterbildungsstudiengang oder den frisch geschaffenen Bachelor Gitarre bewerben, baut dies auf dem Erbe eines Pioniers wie Carulli auf. „Was Ferdinando Carulli damals dazu bewogen hat, sich im Alter von 16 Jahren ganz diesem Instrument zu widmen, kann man nur vermuten“, sagt Georg Schmitz. „Denn den Beruf des Gitarristen gab es noch nicht und insofern war seine Entscheidung in Anbetracht einer möglichen Musikerkarriere eigentlich überaus unvernünftig. Doch irgendetwas muss ihn tief in der Seele berührt haben und womöglich hatte er – vielleicht als einer der Ersten – eine Ahnung von den unbekannten Weiten und Tiefen und dem klanglichen Reichtum, den Henze fast 200 Jahre später so eindrücklich beschrieben hat.“

 
Kulturtipps

Der Samstagvormittag ist Mainzer Markttag. Und neben den Einkäufen kann man „Am Brand“ unweit des Marktplatzes auch etwas Kulturhunger stillen: Um den Cellisten Benjamin Fazlagic finden sich in wechselnden Besetzungen viele aktuelle und ehemalige HfM-Studierende zum Musikmachen zusammen. Die Straßenmusik stellt dabei freilich ganz andere Ansprüche als der Konzertsaal: „Aufgrund der Akustik ist es kaum möglich dynamisch zu arbeiten und gut zu intonieren. Man muss viel lauter spielen“, beschreibt Organisator Fazlagic. „Es ist aber eben auch gerade so toll, weil man sich von der Gepflogenheit eines Perfektionsanspruchs lösen kann, da die Besetzung oft wechselt, die Noten oft vom Blatt gespielt werden. Es steht ganz klar die Freude an Musik sowie Musikvermittlung im Vordergrund.“ Und die funktioniert bestens: „Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass die Menschen ganz heiß auf Kultur sind, da es diesbezüglich gerade wenig Möglichkeiten gibt. Wir bekommen auch oft Komplimente oder Fragen zu den Stücken und die Leute bedanken sich tatsächlich auch sehr oft für die schöne Musik.“ Und da auch eigene Arrangements im Repertoire sind, kommt das Publikum nicht selten in den Genuss seiner Lieblingsmelodien aus Serien wie Game of Thrones oder Filmen wie Avengers, Frozen oder Harry Potter. Vorbeischauen lohnt sich im August voraussichtlich immer samstags zwischen 11 und 14 Uhr.

 

Auch der Frankfurter Hof Mainz, traditionell Spielort der HfM-Reihe „Treffpunkt Jazz“, ist zum Spielen nach draußen gegangen: Auf dem wohl schönsten Freiluft-Areal von Mainz, der Zitadelle, präsentieren Akteure der Mainzer Kulturszene in Zusammenarbeit mit dem Kulturdezernat regelmäßig Konzerte unter dem Titel „Kultur verbindet - Zitadelle live“. Am 31. Juli ist hier u.a. das Ensemble „pyu“ mit HfM-Alumna Alexandra Pugh und Master-Jazzpianist Lukas Moriz zu hören, kostenlose Karten können hier bestellt werden.

 

Bereits etabliert hat sich auch die Reihe „Mainzer KulturGärten“, die das KUZ Kulturzentrum Mainz (KUZ) gemeinsam mit den Frankfurter Hof und „Summer in the City“ im Mai gestartet hat. Kulturangebot trifft Biergartenfeeling – Infos und Programm finden Sie hier.

 

Viel Vergnügen!

 

 

Bildnachweis/Copyright: Martina Pipprich (Gebäude der HfM, Kulturtipps), Bill Craig / Public Domain (Gitarre)

 

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Hochschule für Musik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Jakob-Welder-Weg 28, 55128 Mainz

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