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FORUM FÜR SCHULEN MIT SPRACHLICHER UND INTERKULTURELLER VIELFALT
 
 
 
 
 

MehrSprachen Nr. 8

„Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung sind talentiert, neugierig und schlau. Sie bringen eine Vielzahl von Stärken, Interessen und Wünschen mit. Aber sie haben in ihrem Heimatland und nach der Ankunft in Deutschland häufig auch dauerhaften Stress erlebt, der das Lernen erschweren und die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen überschatten kann." (https://healingclassrooms.de)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Liebe Leserinnen und Leser,

unsere 8. Newsletterausgabe „MehrSprachen" bietet Ihnen wieder eine Vielfalt an Informationen zu den Themen Mehrsprachigkeit und Interkulturelle Bildung.

„Im Gespräch mit der Schulpsychologie" finden Sie, ausgehend von der aktuellen Situation im Nahen Osten, das Interview mir Frau Dr. Meltim Avci-Werning. Sie geht der Frage nach, wie sich Konflikte zwischen ethnischen Gruppen verhindern lassen und was die Schule mit ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag dazu beitragen könne und müsse.

Das Eingangszitat ist auf der Homepage „Healing classrooms" zu finden und stimmt Sie auf den Dialog aus dem Sprachbildungszentrum Aurich zum Konzept „Healing Classrooms“ ein.

Haben Sie sich kürzlich auf dem Bildungsportal Niedersachsen umgesehen? Um Ihnen eine Orientierung zu geben, finden Sie zu den Bereichen Sprachbildung und Mehrsprachigkeit in dieser Ausgabe einen kurzen Überblick und weitere Informationen. Selbstverständlich enthält dieser Newsletter auch wieder viele Informationen und Anregungen für einen sprach- und kulturoffenen Unterricht.

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen das Redaktionsteam.

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Der nächste Newsletter erscheint im Juni 2024. Wenn Sie am Newsletter interessiert sind, melden Sie sich über den Link am Ende dieses Newsletters an.

Haben Sie Informationen, Materialien oder Beispiele aus dem Schulalltag zur Mehrsprachigkeit und Interkulturalität, senden Sie diese bis zum 15.05.2024 an Mehrsprachigkeit@mk.niedersachsen.de

Ihr Redaktionsteam: Christiane Arndt (SpBZ Aurich), Alexandra von Plüskow-Kaminski (SpBZ Lüneburg), Dr. Gabriela Fellmann (MK Niedersachsen), Kirsten Dollenberg (MK Niedersachsen)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dr. Meltem Avci-Werning
 

Im Gespräch mit der Schulpsychologie …

Dr. Meltem Avci-Werning ist schulpsychologische Dezernentin im Regionalen Landesamt für Schule und Bildung in Hannover. Sie ist 1962 in Ankara geboren, ist in Deutschland zur Schule gegangen und hat an der Ruhr-Universität Bochum Psychologie studiert. Sie hat zum "Abbau ethnischer Konflikte in der Schule" an der Phillips-Universität in Marburg promoviert und ist darüber hinaus approbierte Psychotherapeutin auf dem Gebiet der Verhaltenstherapie, systemische Supervisorin und Notfallpsychologin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind alle Themen der Migration für die Schule, Inklusion und Supervision. Sie arbeitet seit Jahren in der Ausbildung von Beratungslehrkräften und gibt Fortbildungen zu ihren Schwerpunktthemen.

 
 
 
 

Die aktuellen Ereignisse in Israel und deren Folgen lösen bei Schülerinnen und Schülern Verunsicherung, Ängste und Sorgen aus. Lehrkräfte stehen in dieser Situation vor einer Vielzahl von Herausforderungen wie Gewalt, Krieg oder Antisemitismus. Gerade in Krisenzeiten sind Lehrkräfte wichtige Bezugspersonen, die den Kindern und Jugendlichen Sicherheit und Orientierung vermitteln können. Wir haben Frau Avci-Werning nach der Prävention ethnischer Konflikte in der Schule aus Sicht der Schulpsychologie gefragt.

Redaktion: Was sind Ihre aktuellen Beobachtungen als Schulpsychologin hinsichtlich möglicher Konflikte zwischen Schülerinnen und Schülern im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt?

Dr. Avci-Werning: Der Nahostkonflikt belastet viele Schülerinnen und Schüler, insbesondere, wenn sie Angehörige in der Region haben, um die sie sich sorgen. Manche sind konkret betroffen. Die mediale Aufmerksamkeit auf politische Ereignisse und kriegerische Auseinandersetzungen im Nahen Osten, aber auch in der Ukraine, sind kaum fassbar und der Schrecken ist groß. Direkt nach dem Attentat der Hamas waren die meisten Menschen - auch Kinder und Jugendliche - geschockt und konnten die Grausamkeit kaum ertragen. In den ersten Tagen war ein Gruppenverhalten zu beobachten: Zum Teil entstanden gegnerische Emotionen. "Wer ist auf der Seite der muslimischen Bevölkerung, wer auf der Seite der jüdischen Bevölkerung, wer gehört welcher Religion an…? Wer hält zu wem, wer ist solidarisch mit wem?" Diese Fragen, Gefühle und das dazugehörige Verhalten sind zu erwarten. Viele Verhaltensweisen und Emotionen sind nachvollziehbar: Wut, Angst, Trauer, aber auch Hilflosigkeit und Verzweiflung sind Gefühle, die nach Attentaten zu beobachten sind.   

Redaktion: Gibt es psychologische Erkenntnisse, die dazu beitragen können, Konflikte in der Schule zwischen Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Herkunft zu verhindern bzw. abzubauen?

Dr. Avci-Werning: Es gibt einige Möglichkeiten: Aus der psychologischen Forschung wissen wir, dass Kontakt zu und Information über andere Gruppen dazu beitragen können, Vorurteile und Stereotype zu reduzieren. Aus der Kontakttheorie wissen wir, dass Interaktionen zwischen Schülerinnen und Schülern spezifische Kriterien erfüllen müssen. Kontakte können dazu beitragen, dass Menschen aufeinander eingehen und die Perspektive der anderen besser verstehen können. Es reicht hierbei nicht die Quantität allein, es muss auch die Qualität stimmen. Dabei haben Lehrkräfte eine besondere und wichtige Aufgabe: Sie können aktiv dazu beitragen und die folgenden Kriterien beachten, um gute soziale Kontakte in der Schule zu ermöglichen.

Lehrkräfte sollten

- darauf achten, dass der Status der interagierenden Personen nicht während des Kontaktes beschädigt wird.                                                                              - eine geeignete soziale Atmosphäre schaffen, in der alle interagierenden Gruppenangehörigen das Gefühl haben, ein wichtiger Teil der Gruppe zu sein.                     - Begegnungen immer wieder ermöglichen und sie positiv bewerten.                                                                                                                                         - gemeinsame Ziele entwickeln und die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, diese Ziele gemeinsam zu erreichen.

Ebenso wichtig kann es sein, dass Lernende neben ihrer Gruppenzugehörigkeiten (deutsch oder andere ethnische Gruppen, Religionszugehörigkeit etc.) individuelle Eigenschaften aneinander wahrnehmen. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, positive Merkmale herauszustellen.

Alles in allem kann eine ressourcenorientierte Haltung von Lehrkräften dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler sich in der Schule wohler fühlen, sich mit ihrer Schule, Klasse und Freundesgruppe identifizieren. Was sich immer als bedeutende Variable im schulischen Handeln zeigt, ist Beziehungsangebote zu machen und dabei nicht Schule als Gegenspieler vom Elternhaus zu etablieren. Wenn Lernende das Gefühl haben, Loyalitätskonflikte zu haben, wird es immer schwierig bleiben, stabile Bindungen zu ermöglichen.

Kooperativer Gruppenunterricht mit gleichzeitiger Information über andere ethnische Gruppen und Kulturen ist im Unterricht gut umzusetzen. Hier sollten die Kriterien für guten kooperativen Unterricht beachtet werden.

Redaktion: Welche drei wirksamen Tipps können Sie Lehrkräften und schulischem Personal mit auf den Weg geben, um professionell mit vorhandenen ethnischen Konflikten in Schule und Klassenraum umzugehen?

Dr. Avci-Werning: Es muss grundsätzlich beleuchtet werden, aus welchem Grund eine Konfliktsituation entstanden ist. Hierzu ist das Gespräch mit den Beteiligten immer zentral. Wenn politische Ereignisse gerade eine besondere gesamtgesellschaftliche Situation auslösen, kann dies auch das schulische Miteinander beeinflussen. Dabei ist es besonders wichtig, alle Schülerinnen und Schüler zu Wort kommen zu lassen und ihre Meinungen anzuhören.

Schülerinnen und Schüler sind häufig offen für Überzeugungen aus ihrem Freundeskreis und bilden nicht selten ihre Meinung aufgrund von Informationen aus den sozialen Netzwerken. Gerade auch junge Menschen sind empfänglich für "Fake News", auf die sie dort treffen. Dabei werden sie auch mit Überzeugungen konfrontiert, durch die Gruppen gegeneinander aufgehetzt werden. Dadurch empfinden die Lernenden eine stärkere Zugehörigkeit zu ihren eigenen ethnischen Gruppen. So wird dysfunktionales Gruppenverhalten aufrechterhalten und es kommt zu weiteren Anfeindungen. Die Aufgabe von Schule ist es hier, beruhigend zu wirken und immer wieder positive Kontakte zu initiieren und Informationen über die sozialen Netzwerke hinaus zu liefern. Auch hier können die oben bereits genannten Praxishinweise angewendet werden.

Wir können eigentlich eine Menge tun. Es gibt grundsätzlich zwei Perspektiven, die von Bedeutung sind: Prävention und Intervention. Viele Untersuchungen zum Umgang mit Konflikten zeigen, dass ein wertschätzendes und wohlwollendes Schulklima für alle Aspekte des schulischen Miteinanders von wesentlicher Bedeutung ist. Es kommt darauf an, wie gut die Beziehungen zwischen allen Menschen in der Schule sind. Alle Menschen meint: die Schülerinnen und Schüler untereinander, die Lehrkräfte untereinander, die Beziehungen zwischen Schulpersonal und Eltern und am offensichtlichsten natürlich die Beziehungen zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern. Schülerinnen und Schüler sehen Lehrkräfte als Modell. Lehrkräfte können dies nutzen, wenn sie ihnen Beziehungsangebote machen und sie dabei wertschätzen, auch wenn sie anderer Meinung sind. Eine gute Kultur des Meinungsaustausches kann in der Schule gelernt und gelehrt werden. Dabei geht es darum, Meinungen von Informationen und Fakten zu unterscheiden. Auch hier kann die Schule eine wesentliche Rolle spielen und Schülerinnen und Schüler für ein Leben in einer heterogenen Gesellschaft in herausfordernden Zeiten stärken.

Natürlich können Psychologinnen und Psychologen bei Konflikten zu Rate gezogen werden. Dafür ist die Schulpsychologie in Niedersachsen gut aufgestellt und unterstützt zeitnah und professionell.

Darüber hinaus bin ich überzeugt davon, dass "Mehr Psychologie in Schulen" dazu beitragen kann, dass Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte sich mehr mit psychologischen Aspekten ihres Handelns auseinandersetzen und dabei auch Erkenntnisse der Psychologie für die Erarbeitung von Gelingensbedingungen insbesondere von Schulverantwortlichen genutzt werden können.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Aus den Sprachbildungszentren

 

 
 
 
 

"Kinder und Jugendliche benötigen sichere Räume, in denen sie gut lernen, sich ausprobieren und selbstbestimmt entwickeln können. Besonders dann, wenn sie in ihrem Leben starken und dauerhaften Belastungen ausgesetzt waren. Krisen und Konflikte können direkte und tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche Unversehrtheit, das Wohlbefinden und die Lernfähigkeit von Kindern und Jugendlichen haben."

(healingclassrooms.de)

 
 
 
 

Informationen aus den Sprachbildungszentren gibt es diesmal in Form eines Beratungsdialogs zwischen der Sprachbildungskoordinatorin des Sprachbildungszentrums Aurich, Christiane Arndt, und einer Lehrkraft:

Sprachbildungskoordinatorin:
Es gibt immer mehr Beratungsanfragen und Telefonate zum professionellen Umgang mit den Schülerinnen und Schülern, die in der Schule besonders auffällig sind, weil sie unter Krieg und Krisen leiden. Wie nehmen Sie die Situation wahr?

Lehrkraft:
Genau mein Thema! Die Schülerinnen und Schüler, das Schulleben und der Unterricht sind stark beeinflusst und manchmal auch beeinträchtigt durch die Folgen von Kriegsgeschehen, Sorge um zurückgelassene Angehörige, Knappheitsmanagement, Sprach- und Kulturbarrieren, ungewohnte Unterrichtspraxis, Ängste und so weiter… Wie soll ich als Lehrkraft damit professionell umgehen? Ich bin doch keine Psychologin!

Sprachbildungskoordinatorin:
Ich erinnere mich an einen Artikel im "Deutschen Schulportal", der zeigt, dass der Einfluss der Lehrkräfte auf das Wohlbefinden der Lernenden immens ist. Der Artikel beschreibt ein Programm, mit dem Lehrkräfte geflüchteten Kindern und Jugendlichen Halt geben können. Das Programm heißt „Healing Classrooms“. (deutsches-schulportal.de)

Lehrkraft:
Halt geben klingt gut. Das stärkt bestimmt auch nicht geflüchtete Schülerinnen und Schüler, die nicht in emotionaler Balance sind, weil zum Beispiel ihre Grundbedürfnisse nach Schlafen, Essen, Ruhe und Entspannung, Bewegung und Aktivierung und frischer Luft nicht gestillt sind und sie deshalb im Unterricht auffallen. Das wäre wirklich wichtig! Was sagt denn das Programm dazu, wie wir als Lehrkräfte geflüchteten Lernenden Halt und Unterstützung geben können?

Sprachbildungskoordinatorin:
Forschungsbefunde, z.B. der Harvard University zeigen, dass Rituale Sicherheit und ein Gefühl der Verlässlichkeit geben können. Vieles, was unser pädagogisches Handeln ohnehin prägt, trägt zur Resilienzförderung bei (developingchild.harvard.edu)

Lehrkraft:
Also zum Beispiel durch Wiederholung von Phasen mit gleichem Ablauf, z.B. am Stundenanfang und -ende? Das baue ich meistens eher spontan in meinen Unterricht ein…

Sprachbildungslkoordinatorin:
Auf der Homepage von „Healing Classrooms“ wird die wichtige Rolle der Rituale betont. Dort heißt es: Das Ziel des Programms ist es, „dass alle jungen Menschen in einer sicheren Lernumgebung die nötigen sozial-emotionalen, sprachlichen und fachlichen Kompetenzen erwerben, um einen deutschen Schul- oder Berufsabschluss zu erlangen, ihr Potenzial zu entfalten und eigenverantwortlich an der Gesellschaft teilzuhaben.“ Dort ist auch die Rede von „toxischem Stress“. (healingclassrooms.de)

Lehrkraft:
Toxischer Stress? Was heißt das überhaupt?

Sprachbildungskoordinatorin:
Dazu wird erklärt: „In einem sicheren und vorhersagbaren Umfeld mit positiven und verlässlichen Beziehungen zu Erwachsenen kann sich das Gehirn eines Kindes gesund entwickeln und starke Verbindungen zwischen den Nervenzellen bilden. Wenn Kinder über längere Zeit starkem Stress ausgesetzt sind, kann die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt werden. Verbindungen zwischen Nervenzellen können sich wieder lösen. Dies kann zu Lern- und Konzentrationsschwächen führen, das Schließen von Freundschaften erschweren sowie Verhaltensauffälligkeiten verursachen. Die schädlichen Folgen von toxischem Stress können aufgehalten und sogar rückgängig gemacht werden, wenn Kinder in einem sicheren und beständigen Umfeld spielen und lernen können, und wenn ihnen fürsorgliche Erwachsene zur Seite stehen. Gezielte Maßnahmen zur Förderung von sozial-emotionalem Lernen können sich ebenfalls positiv auswirken.“ (healingclassrooms.de/toxischer-stress/) Dazu gibt es auch zur Erklärung diese Abbildung:

 
 
 
 
International Rescue Committee (IRC) Deutschland
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Abbildung stellt Folgendes dar: „Neurologische Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die den Widrigkeiten eines Konflikts ausgesetzt waren, einer physiologischen toxischen Stressreaktion unterliegen können, die die Entwicklung ihres Gehirns hemmt und sich auf ihre körperliche und geistige Gesundheit, ihre kognitiven Fähigkeiten, ihr Verhalten und ihre sozialen Beziehungen auswirkt. Dieser Effekt kann jedoch umge­kehrt werden.“(healingclassrooms.de/unser-ansatz/)

Lehrkraft:
Das klingt gut! Das würde ich gern im Sinne meiner Schülerinnen und Schüler ausprobieren! Wie kann ich als Lehrkraft das Programm nutzen?

Sprachbildungskoordinatorin:
Für Lehrkräfte finde ich den kostenlosen Materialpool mit der Suchmaschinen-Funktion sehr praktisch für die Unterrichtsplanung. Man kann hier sehr gezielt Übungen nach Zielgruppe, angestrebten Kompetenzen und zu fördernden und vorhandenen Sprachkompetenzen, Dauer und Vorbereitungsaufwand filtern (healingclassrooms.de/materialpool/). Für die Übungen gibt es jeweils eine Erklär-PDF und auch Erklärvideos. Außerdem bietet das Programm Workshops, das Praxishandbuch „Healing Classrooms – Die Schule als stabilisierendes Umfeld für geflüchtete Kinder und Jugendliche“, das Praxishandbuch „Gemeinsam lernen und den Schulalltag gestalten – Zehn Module mit Übungen zum Schuleinstieg für zugewanderte Jugendliche“ in Sprachlernklassen in Sekundar- und Berufsschulen, ein Übungsheft mit Übungen und Spielen für Jugendliche und junge Erwachsene und die Spielesammlung „Gehirnjogging“ mit Anregungen zum spielerischen Fördern von Exekutivfunktionen im Unterricht. Es gibt auch noch ein gebührenfreies herunterladbares Achtsamkeits- und Gefühlskartenset „Ich, wir, hier“ samt Begleitheft.

Lehrkraft:
Achtsamkeit für Kinder und Jugendliche? Ist das nicht eher etwas für Erwachsene? 

Sprachbildungskoordinatorin:
Nein, das sehe ich anders. Im "Healing-Classroom-Handbuch" kann man nachlesen, dass zahlreiche klinische Studien die positiven Auswirkungen von Achtsamkeitspraktiken auf Psyche und Körper bestätigt haben. Auch die Schulen, die Unterricht in Glück bzw. Wohlbefinden anbieten, trainieren die Achtsamkeit. Es gibt auf der Healing-Classroom-Seite ein Video dazu: youtube.com

Der Ansatz besagt, dass „Achtsamkeit (…) alle fünf sozial-emotionalen Kompetenzen des Healing-Classrooms-Ansatzes  [fördert]. Kinder und Jugendliche lernen durch Achtsamkeit Angst und Stress zu reduzieren, beim Lernen länger konzentriert zu bleiben und belastende Situationen mittels Ausdauer und Zuversicht zu überstehen. Mit Hilfe bestimmter aktivierenden oder ruhefördernden Achtsamkeitsübungen lernen Kinder und Jugendliche mit Stress besser umzugehen und auf ihr seelisches Wohlbefinden zu achten (healingclassrooms.de/achtsamkeit/).

Lehrkraft:
Das klingt richtig hilfreich, um die Schülerinnen und Schüler zur Ruhe kommen zu lassen und positive Gefühle im Klassenraum zu assoziieren.

Sprachbildungskoordinatorin:
Neben der Achtsamkeit werden Materialien zur Förderung folgender weiterer Kompetenzen angeboten: Achtsamkeit, Beharrlichkeit, Beziehungsfähigkeit, Denkvermögen, Gefühlsregulierung und Konfliktfähigkeit. Vielleicht können Sie diese Materialien mal im Unterricht ausprobieren?

Einige Wochen später am Telefon…

Lehrkraft:
Ich bin ganz begeistert, wie spielerisch sich die Übungen in den Unterricht einbinden lassen. Ich hatte eine neue Lerngruppe, mit der ich das Spiel "Daumen hoch, Daumen runter" zum gegenseitigen Kennenlernen nutzen konnte. Ich starte oft ähnlich in einer neuen Lerngruppe, in dem sich die Schülerinnen und Schüler zu vorgegebenen Aussagen positionieren sollen, aber mir war vorher gar nicht bewusst, dass die Lernenden so auch ihre Konfliktfähigkeit schulen können. Im DaZ-Unterricht arbeiten wir gerade an den Adjektiven, da konnte ich prima die Übung „Gefühlsskala“ einbinden, für die die Schülerinnen und Schüler ein vorgegebenes Gefühl mit unterschiedlicher Intensität ausdrücken. Wir haben also den Wortschatz zu den Adjektiven trainiert, indem die anderen Lernenden raten mussten, um welches Gefühl es geht. Außerdem haben wir die Intensität der dargestellten Gefühle versprachlicht und die Komparation geübt. Gleichzeitig haben die Lernenden ihre Gefühlsregulierung geschult – toll!

Sprachbildungskoordinatorin:
Vielen Dank für das Feedback, wir werden das Programm auf jeden Fall in unserer Professionellen Lerngemeinschaft vorstellen.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Aus der Praxis für die Praxis

 
 
 
 
 

Das "migranetz" als ein Netzwerk niedersächsischer Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte hat das Ziel, die Anzahl der Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte zu erhöhen, die eigene Position zu stärken und sich untereinander zu vernetzen. Das migranetz stößt dafür Projekte in den Bereichen Integration sowie interkulturelle Bildung und Teilhabe an. 

Das Niedersächsische Kultusministerium vergibt für die aktive Arbeit im Netzwerk Anrechnungsstunden.

Möchten Sie im Netzwerk aktiv mitarbeiten? Sie sind unabhängig von ihrer Herkunft herzlich eingeladen, sich an der Arbeit im Netzwerk zu beteiligen. Einen Artikel zur Arbeit von "migranetz" und die Ausschreibung für die aktive Unterstützung im "migranetz" finden Sie in der Ausgabe des Schulverwaltungsblatts 03/2024.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kennen Sie schon ...
 
 
 
 

Heterogenität verbindet

Im Kontext des Artikels von Dipl. Psych. Dr. Meltem Avci-Werning möchten wir das Heft "Praxis Schulpsychologie", als Print-Sonderausgabe zum Bundeskongress für Schulpsychologie 2018 mit dem Titel "Heterogenität verbindet", vorstellen. In dieser Ausgabe wird ein ressourcenorientierter Umgang mit Heterogenität, verbunden mit psychologischen Perspektiven in der Schule, dargestellt. Die Vielfalt der Lernenden wird in den Blickwinkel genommen und gleichzeitig mit der schulpsychologischen Arbeit betrachtet, die aus den Schulen nicht mehr wegzudenken ist (praxis-schulpsychologie.de).

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bildungsportal Niedersachsen
 
 
 
 

Das Niedersächsische Kultusministerium hat in Zusammenarbeit mit den Regionalen Landesämtern für Schule und Bildung (RLSB) und dem Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) auf dem Bildungsportal Niedersachsen unter dem Themenportal Sprachbildung und Interkulturelle Bildung (bildungsportal-niedersachsen.de/sib/) vielfältige Informationen, Hinweise und Handlungsempfehlungen im Kontext Förderung von Deutsch als Zweit- und Bildungssprache (DaZ/DaB) und zur Förderung von Mehrsprachigkeit und Interkulturalität erstellt. Konkret finden sich auf dem Themenportal "Sprachbildung und Interkulturelle Bildung" die folgenden Bereiche:

Deutsch als Zweit- und Bildungssprache: Schulaufnahme, Schulplatz, Diagnose und Bewertung, Sprachfördermaßnahmen an allgemeinbildenden Schulen, Sprachbildung an berufsbildenden Schulen. Sie finden, unter der Rubrik "Aufnahmegespräch" Hinweise zu mehrsprachigen Vorlagen, darunter die zweisprachigen Aufnahmebögen in den Sprachen Ukrainisch, Russisch, Bulgarisch, Englisch, Persisch, Rumänisch, Türkisch und Arabisch (bildungsportal-niedersachsen.de/sib/schulaufnahme).

Mehrsprachigkeit und Interkulturalität: Herkunftssprachlicher Unterricht, herkunftssprachliche Lehrkräfte, Newsletter "MehrSprachen", Sprachfeststellungsprüfung, Bücherkoffer Niedersachsen, Verlinkungen zu bilingualem Unterricht und Start-Stipendium (bildungsportal-niedersachsen.de/sib/mehrsprachigkeit)

Rechtliche Vorgaben: Erlasse, curriculare Vorgaben (bildungsportal-niedersachsen.de/sib/rechtliche-vorgaben)

Anregungen für die Praxis: Umsetzung von Sprachfördermaßnahmen, Diagnose- und Lern-Apps (bildungsportal-niedersachsen.de/sib/praxis-anregungen)

Qualifizierung: Kompetenzzentren, Sprachbildungszentren, Veranstaltungsangebote (bildungsportal-niedersachsen.de/sib/beratung-und-fortbildung)

Schule und Eltern: Zusammenarbeit Schule und Eltern, Informationen für Eltern, „Was sind meine Rechte?", mehrsprachige Informationen (bildungsportal-niedersachsen.de/sib/schule-und-eltern)

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Mehrsprachige Aspekte und durchgängige Sprachbildung im Fachunterricht

An dieser Stelle möchten wir auf die folgende Handreichung des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache hinweisen.

Mehrsprachige Unterrichtselemente - Eine Handreichung für Lehrkräfte

Die Handreichung liefert Lehrkräften aller Fächer der Sekundarstufe I zum Einstieg in diesen Themenbereich, in knapper Form und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse, Antworten auf grundlegende Fragen zu mehrsprachigen Unterrichtselementen sowie Unterrichtsvorschläge mit Beispielen zur konkreten Umsetzung im Unterricht (www.mercator-institut-sprachfoerderung.de)

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Herkunftssprachlicher Unterricht

Der Schmetterling Verlag bietet Lehrmaterial für unterschiedliche Sprachen an, die auf dem Buchmarkt eher selten vertreten sind, wie z.B. in Albanisch, Kroatisch oder Rumänisch. Dies könnte insbesondere für den Bereich „Herkunftssprachlicher Unterricht" interessant sein. Der Verlag versendet ggf. auf Wunsch auch kostenlose Prüfexemplare (schmetterling-verlag.de).

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

"Gelebte Mehrsprachigkeit - Mehrsprachigkeit und Interkulturalität als fächerübergreifendes Erziehungsprinzip für die Primarstufe"

Durch die Sprachenvielfalt im Klassenraum bieten sich zahlreiche kommunikationsorientierte Lernanlässe die Wissen, Kompetenzen und Sensibilität für die
eigene und fremde Sprache und Kultur fördern. Aus unserem Nachbarbundesland Nordrhein-Westfalen kommen diese praktischen Hinweise für den Primarbereich: www.bezreg-koeln.nrw.de/gelebte_mehrsprachigkeit.pdf

Zu der oben genannten Handreichung "Sprachstark" gibt es Zungenbrecher, Lieder, Bewegungsspiele etc. in der Sprache Urdu mit einer passenden Audiodatei (www.bezreg-koeln.nrw.de/zungenbrecher_urdu.pdf)

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Türkisch: Materialien zum textsortenbasierten Schreiben im Türkischunterricht

Mit dem folgenden Link finden Sie Unterrichtsmaterial für "profilierte Schreibaufgaben" im Türkischunterricht. Das Material ist im Rahmen des Projektes SchriFT II (Schreiben im Fachunterricht der Sekundarstufe I unter Einbeziehung des Türkischen) zum textsortenbasierten Lehren und Lernen für die Jahrgangstufen 7 und 8 an Gesamtschulen entwickelt und erprobt worden. Das Material liegt auch in deutscher Sprache vor und kann somit dazu dienen, eine Verknüpfung zwischen dem Türkischunterricht und dem Deutschunterricht herzustellen (Materialien zum textsortenbasierten Schreiben im Türkischunterricht)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Anna Hood – ein Szenario für Kinder in 19 Sprachen unserer Welt

Jürgen Jankofsky geht mit seinem Kinderbuch literarisch als „Anna-Hood-Gang“ auf Entdeckungstour. Er hat Anna Hood erfunden und seinem Kinderbuch folgen mittlerweile Kinder in zehn europäischen Städten. Auf der folgenden Seite finden Sie alles Wissenswerte über das Projekt, sowie die frei zugänglichen Texte zum Thema „Flüchtlingskrise“ in 19 Sprachen für Kinder. Informationen finden Sie auf den folgenden Seiten: anna-hood und juergen jankofsky.de

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Mehrsprachige Bücher für Menschen mit Behinderung

Es ist nicht leicht, passende (auch mehrsprachige) Bücher für Kinder und Jugendliche mit Behinderung zu finden. Die kostenlose Onlineplattform Tar Heel Reader (tarheelreader.org) bietet derartige Bücher im Netz an. Sie lebt von der großen Anzahl freischaffender „Autoren", die schon ein Buch erstellt haben und es dann der Gemeinschaft zur Ansicht bzw. zum Download frei geben. Der besondere Clou: Es können auch eigene Bücher verfasst werden. Hier finden Sie nähere Informationen: bild-boxen.de

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Roma Center e.V. Roma Antidiscrimination Network
 

Sunita und Mira feiern Herdelezi – Sunita hem i Mira slavin Herdelezi
Herausgebende: Roma-Center Göttingen e. V.
 
Das Kinderbuch berichtet von zwei Freundinnen, die zusammen in den Kindergarten gehen und gemeinsam mit der Familie von Sunita das Roma-Fest Herdelezi feiern. Die Geschichte wurde für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren konzipiert und ist zweisprachig, in Deutsch und Romanes, gestaltet. Das Kinderbuch wurde im Rahmen des Modellprojekts „Roma Antidiscrimination Network (RAN)“ entwickelt. Es kann über den Buchhandel, direkt beim Ifak-Verlag oder beim Roma-Center e.V. bestellt werden und kostet 7,99 € (zzgl. 1,45 € Porto). Für weitere Informationen können Sie Kontakt mit dem Roma-Center aufnehmen: mail@roma-center.de

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
Materialien in Romanes und Deutsch: RomaniPhen e.V. ist ein Verein von Rom:nja und Sinti:zze. Als Selbstorganisation sind sie vornehmlich im Bildungsbereich, in der Wissens- und Kulturproduktion tätig. Auf der folgenden Internetseite finden Sie verschiedene Materialien in Romanes-Deutsch: romnja-power.de/bildungsmaterialien

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Multilinguales Bingo
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Der TALISA-Verlag bietet ein "Multilinguales Bingo in 13 Sprachen" an. Lassen Sie ihre Schülerinnen und Schüler spielerisch verschiedene Sprachen entdecken. Sie können das Spiel kostenpflichtig auf der folgenden Seite des TALISA-Verlags bestellen: talisa-verlag.com/multilinguales-bingo

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Veröffentlichungen des Zentrums für Entwicklung Lernen, Heidelberg (ZEL)

Das Beratungsspektrum des Zentrums für Entwicklung Lernen, Heidelberg (ZEL) umfasst die Bereiche Forschung, Diagnostik, Elternberatung und Fortbildung in der Früherkennung von Kindern mit Sprachauffälligkeiten sowie die Begleitung der Eltern zu einem sprachfördernden Interaktionsverhalten mit ihrem Kind. In diesem Kontext sind verschiedene Veröffentlichungen zur Mehrsprachigkeit erschienen:

Welche Fragen haben Eltern mit Migrationshintergrund zum mehrsprachigen Aufwachsen und Erziehen - Praktische Implikationen für die Elternberatung Praktische Implikationen für Elternberatung

Verzögerte Sprachentwicklung bei Zweisprachigkeit - Diagnostische Abklärung früher Sprachauffälligkeiten: In diesem Beitrag finden sie mit der Abbildung 1 auf S. 4 eine tolle Praxisanregung zur Erfassung des Umgangs mit verschiedenen Sprachen in der Familie: Verzögerte Sprachentwicklung bei Zweisprachigkeit

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Termine
 
 
 
 

Online-Veranstaltungen des migranetz

Das Netzwerk von Lehrkräften mit Migrationsgeschichte, "migranetz" bietet noch in diesem Jahr drei Workshops zu den folgenden Themen an:

- Effektiver Umgang mit Antisemitismus ohne antimuslimischen Rassismus

- Konstruktiver Dialog bei politischen Meinungsverschiedenheiten im Klassenzimmer

- Aktives Engagement gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus

Die Workshops sind darauf ausgerichtet, Lehrkräfte und schulisches Personal nicht nur mit Wissen und Techniken auszustatten, sondern auch ihre Fähigkeiten zu stärken, um in ihrem Berufsumfeld aktiv und positiv Einfluss zu nehmen. Sie sollen dazu beitragen, ein inklusives und respektvolles Schulklima zu fördern, das die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler anerkennt und wertschätzt. Schauen Sie regelmäßig in das NLC (Niedersächsische LernCenter), welches die VeDaB abgelöst hat.

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 

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