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Newsletter #2/22

 
 
 
 
Bernhard Gander © Marion Luttenberger
 
 
 
 
 
 
 
 

DER KOMPONIST BERNHARD GANDER

LIEDER VON VERTREIBUNG UND NIMMERWIEDERKEHR
Uraufführung: 7. Mai 2022, Muffathalle
Premiere Deutsche Oper Berlin: 21. Mai 2022
Koproduktion mit der Deutschen Oper Berlin

 
 
 
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

„Lieder von Vertreibung und Nimmerwiederkehr“ heißt die Oper, die Bernhard Gander für die Münchener Biennale 2022 zum Festivalthema GOOD FRIENDS und in Koproduktion mit der Deutschen Oper Berlin komponiert hat. Der österreichische Komponist, der in Tirol, Paris, Zürich und Graz ausgebildet und mehrfach mit wichtigen Preisen ausgezeichnet wurde, entzieht sich jeglichen Genrezuschreibungen. Nicht nur wegen seiner Frisur und den tätowierten Armen fällt er in der Neuen Musik-Szene auf: „Die ersten Tattoos habe ich mir stechen lassen, da war ich schon über 40. Das waren drei Totenköpfe. Mit dem Tod ist man immer konfrontiert. Nach dem linken Unterarm kam der rechte, dann die beiden Oberarme. Wegen der Symmetrie! Man richtet die Fläche ein wie ein Zimmer. Aber jetzt ist da alles voll, und da kommt auch nichts mehr hin. Heavy Metal-Konzerte haben mich in den letzten 40 Jahren begleitet, und da hat jeder ein Tattoo. Das ist wie eine Dienstkleidung.“ 

Das Libretto für „Lieder von Vertreibung und Nimmerwiederkehr“ stammt von dem ukrainischen Autor Serhij Zhadan. Darin beschäftigen sich Gander und Zhadan mit den komplizierten Grenz- und Freundschaftslinien, die zwischen ehemals fest verbundenen Staaten und ihren Bürger:innen verlaufen. Ausgangspunkt des Librettos sind die existenziellen Herausforderungen des russisch-ukrainischen Verhältnisses. „Fiktion war es nie. Dass es aber so aktuell werden würde, damit habe ich nicht gerechnet. Das Libretto hat natürlich eine allgemeine Gültigkeit, aber ist schon beinhart, wie konkret es jetzt wird“, sagt Gander. Die Zusammenarbeit mit Serhij Zhadan kam durch die Vermittlung der Biennale-Leitung zustande. „Wir wurden durch die Biennale zusammengeführt, dann habe ich Bücher von Serhij gelesen, und die haben mir sofort zugesagt. Ich mochte dieses Vorgehen, dass mir jemand vorgeschlagen wurde. Wenn ich mit mir schon vertrauten Autoren gearbeitet hätte, wäre es vielleicht eher zu einer Art Betriebsblindheit gekommen. Das Libretto ist ganz anders gelagert als Zhadans Romane, die von einem zum Teil angenehm leichten Humor geprägt sind. Das ist bei dem Libretto nicht der Fall, das ist eher ganz schön hart. Aber Romane müssen ja auch nicht gesungen werden.“ 

Die Zusammenarbeit verlief chronologisch: Erst kam das Libretto, dann komponierte Gander die Musik. „Damit der harte Stoff nicht so überdramatisch daherkommt, habe ich eine etwas leichtere Musik geschrieben. Das wirkt doppelbödiger, darf auch irritieren. Das macht die Sache keineswegs leichtfertig oder gar banal, sondern es macht neue, zusätzliche Ebenen auf. Die Arien sind eher Songs, beschwingt, rhythmisch, nicht überkomplex wie viele Stücke in der neuen Musik, man kann der Musik leicht folgen, man kann auch mitwippen, es gibt auch durchaus poppige Abschnitte.“ Die fünf Musiker klingen teilweise also eher wie eine Band als wie ein Orchester, „eher in Richtung Depeche Mode“. Bernhard Gander will mit der Oper nicht die Welt verändern, sondern das Publikum gut unterhalten: „Ich will keine in Töne gegossene Dissertation hören, wenn ich in der Oper sitze. Ich mag die genussvolle Verzweiflung. Die macht auch viel Arbeit, aber das Publikum muss das nicht unbedingt direkt nachvollziehen. Das ist wie mit einem guten Wein.“ 

Wir freuen uns auf Sie bei der Münchener Biennale.

Herzliche Grüße!

Das Team der Münchener Biennale 2022

 
 
 
 

THE COMPOSER BERNHARD GANDER

SONGS OF EXPULSION AND NEVER RETURNING
World premiere: May 7, 2022; Muffathalle
Premiere Deutsche Oper Berlin: May 21, 2022
A co-production with Deutsche Oper Berlin

 
 
 
 

Dear Ladies and Gentlemen,

"Lieder von Vertreibung und Nimmerwiederkehr" / "Songs of Expulsion and Never Returning" is the title of the opera Bernhard Gander has composed for the Munich Biennale 2022 on the festival theme GOOD FRIENDS and in co-production with Deutsche Oper Berlin. This Austrian composer, who received his education in Tyrol, Paris, Zurich, and Graz and has received several important awards, defies an attribution to genres. He stands out in the new music scene not only because of his haircut and the tattoos on his arms: "I had the first tattoos done when I was already over 40. They were three skulls. You are always confronted with death. After my left forearm it was my right forearm's turn, then both upper arms. For the symmetry! You arrange the surface like a room. But now everything is covered there, and nothing more will be added. Heavy metal concerts have been part of my life for the last forty years, and everyone at these concerts has a tattoo. It's like a uniform."

The libretto for "Songs of Exile and No Return" is by the Ukrainian author Serhij Zhadan. In the libretto Gander and Zhadan examine the complicated borderlines and friendship lines that exist between previously affiliated countries and their citizens. The existential challenges of the Russian-Ukrainian relationship are the starting point of the libretto. "It was never fiction. But I never reckoned with it becoming so topical. The libretto has, naturally, a general validation, but it's really grim that it's now becoming so tangible," says Gander. The collaboration with Serhij Zhadan came about through the mediation of the Biennale directors. "We were brought together by the Biennale, then I read books by Serhij, and they appealed to me immediately. I liked this process of someone being suggested to me. If I had worked with authors I already had been familiar with, perhaps it would have resulted more in a type of organizational blindness. The libretto is positioned completely differently than Zhadan's novels, which are marked at times by a pleasant, light humor. That's not the case with the libretto, it's more or less really harsh. After all, however, novels don't have to be sung."

The collaboration proceeded chronologically: first there was the libretto, then Gander composed the music. "I composed a somewhat lighter music so that the heavy material didn't come across as being too overly dramatic. This has an ambiguous effect, and it may also be irritating. That doesn't make it frivolous at all or even banal, but rather it opens up new and additional levels. The arias are more or less songs; exhilarating, rhythmic, not overly complex as many new music pieces are, you can easily follow the music, you can also bop along to it, and there are thoroughly jazzy sections." Therefore the five musicians sound at times more like a band than an orchestra, "more in the direction of Depeche Mode." With this opera Bernhard Gander doesn't want to change the world, but rather to entertain the audience: "I don't want hear a dissertation with sounds poured over it when I sit in the audience watching an opera. I like the pleasurable despair. This also means a lot of work, but the audience doesn't necessarily have to directly understand that. It's similar to a good wine."

We are looking forward to seeing you at the Munich Biennale.

Best regards,

The Munich Biennale 2022 Team

 
 
 
 
 
 
 

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